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Mariko Ikeda

Mariko Ikeda war eine Entdeckung für mich. In einer erlesen kuratierten Ausstellung im Hunt Institute of Botanical Documentation in Pittsburgh mit ca. 40 Meisterwerken aus aller Welt stand ich vor ihrem Bild eines Walnusszweiges und atmete durch. Zwischen den vielen neuen Tendenzen, Pflanzen spektakulär in Szene zu setzen, zwischen allen faszinierenden Ideen wie Licht und Schatten eingesetzt werden können, war ihr Bild in seiner stillen Schönheit wohltuend. Ich fragte sie, ob sie draußen zeichnet, sie bejahte. Mariko Ikeda scheut keine Mühe, die Pflanzen in ihrer natürlichen Umgebung zu suchen. Die Pandanus-Früchte hatten sie schon lange fasziniert. Sie sind selten dargestellt worden, obwohl sie über eine leuchtende Farbpalette und eine starke Dreidimensionalität verfügen.

Portrait Mariko Ikeda

Mariko reiste auf die Insel Guam, die über 2000 km von ihrer Heimat Japan entfernt im Pazifischen Ozean liegt. Sie war erstaunt, dass die Einheimischen die Früchte kaum beachteten, sie werden dort nur als Dekoration von Hochzeitstischen verwendet. „Wir suchen oft, was wir nicht haben, und bemerken nicht das, was wir haben“ sagt sie.

Mariko Ikedas Bilder stellen eine perfekte Verbindung von wissenschaftlicher Illustration und spannungsvoll komponierter Grafik dar. Ihre Ausbildung erhielt sie u.a. bei Mieko Ishikawa, einer der führenden Botanischen Künstlerinnen Japans, die oft ausgefallene Kompositionen zeigt. Mariko beherrscht ihr Format ebenso souverän. Die schweren, massigen Früchte bindet sie durch ein kraftvolles Linienspiel von vertrockneten Hüllblättern und Stängeln in die Fläche ein, was einen sehr reizvollen Kontrast zwischen Schwere und Leichtigkeit entstehen lässt. Den „Boden“ des Bildes bildet oft eine strenge Reihung von Samen oder anderen Details sowie einer Beschriftung in nüchternen Blockbuchstaben. Dies verleiht dem Bild ein weiteres grafisches Bildelement, das die Farben und Kontraste des Hauptmotives noch einmal in Varianten aufgreift. Zum anderen erfüllen ihre Bilder tatsächlich die Ansprüche eines wissenschaftlichen Lehrstückes.

Ihre Bilder besitzen eine enorme Präsenz. Man meint, die Früchte anfassen zu können, insbesondere die bereiften, glänzend glatten, fleischigen oder rauen Oberflächen stellt sie wirklichkeitsgetreu dar. Und trotzdem ist eine Ruhe in ihnen, die den Betrachter für einen Moment in den Wald versetzt. Erinnerungen an Düfte, an einen Windhauch stellen sich ein. „Es ist so schwierig, Dinge wie Luft, Bewegung, Geruch, Gewicht und Temperatur zu malen“ schreibt ihre Künstlerkollegin Asuka Hishiki, in einer Betrachtung zu Maria Sybilla Merians Werken. „Merians Werke sind großartige und erfolgreiche Beispiele dafür.“ Vielen Botanischen Künstlern wird heute attestiert, in Sybilla Merians Fußstapfen zu treten. Mariko Ikeda ist eine der wenigen, für die ich diesen Vergleich ohne Zögern ziehen würde.

Mariko Ikeda begann ihre Ausbildung zur Botanischen Künstlerin 1999 in Australien und Japan. Von 2004 bis 2007 unterrichtete sie als Assistentin an der Universität für Kunst und Design Tsukuba und seit 2006 als Dozentin für Botanische Kunst an der Gakushuin University Tokyo.


2016 erhielt sie für die Pandanus-Serie die Auszeichnung „Best Botanical Art exhibit“ sowie die Goldmedaille der Royal Horticultural Society Jahresausstellung in London.

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